Die Handlung
Auf der Enterprise ist das rigelianische Fieber ausgebrochen, und das einzige Mittel gegen diese Krankheit ist Ryetalyn, welches auf Holberg 917-G lokalisiert wird. Kirk, Spock und McCoy beamen hinunter und werden sofort von einem Roboter angegriffen. Diesem folgt ein Mann, der sich Flint nennt und die drei Männer auffordert, seinen Planeten sofort wieder zu verlassen.
Nachdem Kirk droht, sich das Ryetalyn im Notfall mit Gewalt zu holen, willigt Flint ein und lädt sie sogar als seine Gäste in sein Schloß ein. Während der Roboter M-4 das Ryetalyn besorgt, bewundern Kirk, Spock und McCoy die vielen Schätze in Flints Schloß: Darunter eine Komposition von Johannes Brahms und ein Gemälde von Leonardo da Vinci. Alles unbekannte Originale, doch wie Spock feststellt, erst vor kurzem erstellt. Flint lebt doch nicht ganz alleine auf diesem Planeten. In seiner Obhut befindet sich Rayna Kapec. Ihre Eltern starben bei einem Unfall, und Flint hat sie aufgezogen. Rayna ist hochintelligent und freut sich auf eine Diskussion über Physik mit Spock. Sie hat aber auch absolut nichts gegen einen Tanz mit Kirk.
Flint hat sich auf diesen Planeten zurückgezogen, da er die Erde und ihre Menschen mit all ihren Schlechtigkeiten nicht mehr ertragen konnte. M-4 kommt mit dem Ryetalyn zurück, doch es enthält Verunreinigungen und ist deshalb wertlos. Flint und McCoy machen sich daher nun selbst auf die Suche.
Kirk hat inzwischen die Enterprise gerufen und nachgefragt, doch in den Computerspeichern der Föderation existieren weder Flint noch Rayna. Spock hat festgestellt, daß Flint 6.000 Jahre alt ist, und daraufhin sieht sich Kirk etwas in dem Schloß um. Im Labor trifft er auf Rayna, die vor einer Tür steht. Flint hat ihr verboten, diesen Raum zu betreten. Kirk unterhält sich mit ihr und küßt sie, doch M-4 hält dies für einen Angriff und greift Kirk an. Spock kann den Roboter gerade noch vernichten. Flint entschuldigt sich dafür, doch der Schaden ist nicht allzugroß, denn auf der Stelle schwebt das Nachfolgemodell M-5 heran. Diesmal sieht es mit den neuen Ryetalynproben sehr gut aus.
Flint sieht in Kirk eigentlich nur einen kindischen Narren. Er ist eifersüchtig, und Spock redet dem Captain gut zu, sich nicht allzu intensiv um Rayna zu kümmern. Rayna möchte sich von Kirk verabschieden, und es kommt wieder zu einem Kuß. Im Labor trifft Kirk auf Spock und McCoy, die festgestellt haben, daß das Ryetalyn verschwunden ist. Laut Spocks Tricorderanzeige befindet es sich in dem für Rayna verbotenen Raum. Sie brechen die Tür auf und machen darin eine grausige Entdeckung: mehrere Exemplare von Rayna Kapec, aber noch nicht ganz ausgereift. Es sind Androiden, wie auch die "echte" Rayna.
Flint hat sich in den Jahrhunderten seiner Einsamkeit die perfekte Frau geschaffen, und nun erzählt er seinen Gästen seine wahre Geschichte: Im Jahre 3034 v. Chr. wurde er in Mesopotamien als Akharin geboren und altert seit seiner Geburt extrem langsam. Auf der Erde lebte er als Lazarus, Methusalem, da Vinci, Brahms, Alexander, Merlin und viele andere. Er konnte seine unsterbliche Natur immer vor seinen Mitmenschen verbergen. Rayna weiß nichts von ihrer wahren Existenz, und Flint hat Kirk absichtlich mit zusammengebracht, damit er ihre Gefühle erweckt. Nun will Flint seine Gäste nicht mehr gehen lassen, damit sein Geheimnis gewahrt bleibt. Um dies sicherzustellen, läßt er die ganze Besatzung erstarren und holt die Enterprise im Miniaturformat in sein Labor. Doch neben der Liebe kennt Rayna nun auch den Haß, und da sie Kirk liebt, gibt Flint schließlich Kirks Argumenten nach, um sich nicht Raynas Haß zuzuziehen, und er befreit die Enterprise wieder aus seinem Bann.
Kirk verspricht zu schweigen. Kirk und Flint lieben beide Rayna, und jeder behauptet, sie echt zu lieben und Anspruch auf ihre Liebe zu haben. Schließlich kämpfen die beiden miteinander, doch das wird zuviel für Rayna. Sie ist nun wirklich ein Mensch mit allen Freiheiten geworden, kann sich aber nicht zwischen Flint und Kirk entscheiden. Dieser Druck wird zuviel für sie, und sie stirbt. Ihr Tod trifft sowohl Kirk als auch Flint sehr hart.
Kirk, Spock und McCoy kehren auf die Enterprise zurück und stoppen mit dem Ryetalyn die Seuche. Wie McCoy festgestellt hat, ist es mit Flints Unsterblichkeit vorbei, seitdem er die Erde verlassen hat. Er altert nun wie jeder andere Mensch auch. Kirk ist immer noch am Boden zerstört, und als er an seinem Schreibtisch völlig ermattet einschläft, führt Spock eine Geistesverschmelzung mit ihm durch und läßt ihn die ganze Sache vergessen.
Info:
Von Friedrich Schiller gibt es ein Stück mit dem Titel "Der Menschenfeind". In diesem Werk lebt von Hutten völlig zurückgezogen mit seiner Tochter Angelika, die die Menschen meiden und sich nur der Kunst und der Wissenschaft hingeben soll, in einem Park. Allerdings verliebt sich Angelika in einen jungen Mann und heiratet ihn. Das Ende ist zwar anders, aber ansonsten könnte "Requiem for Methuselah" direkt eine moderne Fassung dieses Stückes sein. Leider ist aber nicht bekannt, ob Jerome Bixby von Schiller inspiriert wurde, oder ob die Gemeinsamkeiten nur zufällig sind.
Vom Prinzip her hatten wir diese Thematik schon einmal in "By Any Other Name": Ein gefühlloses Wesen entdeckt dank Kirk die Liebe. Allerdings endete es bisher in keinem Fall so tragisch wie bei Rayna. Sie ist in der Geschichte von Star Trek nicht der einzige Androide, der menschliche Gefühle entwickelt. Bei Andrea in "What are Little Girls Made of?" kann man nicht klar sagen, ob sie wirklich Gefühle entwickelt hat (aber immerhin erschoß sie sich mit einem Phaser, während sie Dr. Korby küßte), aber ganz deutlich wird es bei Lal, Datas Tochter in der TNG-Episode "The Offspring". In dem Moment, als Troi Lals Gefühle wahrnimmt, beginnen Lals Systeme zu versagen, und sie stirbt. Anscheinend können Androiden keine echten Gefühle empfinden. Sobald sie doch dazu in der Lage sind, brennen ihre Schaltkreise durch. Dies ist besonders bei Rayna verständlich, sind doch Liebe und Haß die stärksten Gefühle, die ein Mensch empfinden kann. Anscheinend muß es schon ein Emotionschip von Dr. Soong sein, damit ein Android die Emotionen überlebt.
Die Idee mit Flint ist schon faszinierend: Ein unsterblicher Mann, der sich im Lauf der Jahrtausende eine gewaltige Menge an Wissen angeeignet hat. Es ist aber schwer, an so etwas zu glauben, da der menschliche Körper für eine sofortige Geweberegeneration zu komplex ist und die ganzen Berühmtheiten ja auch schon als Kinder existiert haben und dann erwachsen geworden sind.
Mit Rayna erfüllt sich Flint den Traum eines jeden Menschen: Den perfekten Partner. Aber ist perfekt wirklich das, was uns mit Rayna vorgeführt wird? Lieben wir unsere Partner nicht häufig gerade wegen ihrer Schwächen und Fehler? Mit einem perfekten Partner wäre das Leben wohl langweilig. "Requiem for Methuselah" zeigt auch die Gefahren bei der Liebe, nämlich, daß man den Partner nur noch für sich beansprucht. Flint hat Rayna erschaffen, er ist ihr Vater und sie sein Besitz. Kirk dagegen hat ihre Gefühle und damit sie zum Leben erweckt. Jeder fühlt sich im Recht, doch beide haben unrecht. Rayna lebt, und niemand kann sie besitzen oder kommandieren, wie sie klarstellt.
Edith Keeler ("The City on the Edge of Forever") und Miramanee ("The Paradise Syndrome") sind im Grunde die einzigen Frauen, mit denen Kirk in der Serie keine "ab ins Bett"-Beziehung hatte, sondern bei denen die Liebe sich erst im Laufe der Zeit entwickelt hat. Sein Verhältnis mit Rayna dauerte zwar nur wenige Stunden, aber nach ihrem Tod ist Kirk so fertig, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Am Ende der Episode ist er ein gebrochener Mann, wobei man sich aber fragen sollte, ob Kirk wegen Raynas Tod so fertig ist oder weil er sich in eine Maschine verliebte.
Spocks Geistesverschmelzung am Ende ist wohl eine der bewegendsten Szenen in der ganzen Serie. Spock springt nach einer Moralpredigt von McCoy über seinen eigenen Schatten und zeigt Mitgefühl, indem er Kirk vergessen läßt. Die Folge läßt offen, ob Kirk dabei nur seinen Schmerz oder die ganze Begegnung mit Rayna vergißt. Letzteres ist aber unwahrscheinlich, da Kirk in diesem Fall den ganzen Aufenthalt auf dem Planeten vergessen müßte und das sich schlecht mit dem Logbuch vereinbaren läßt. Auch weiß Uhura, daß es auf dem Planeten eine Rayna Kapec gab, Kirk fragte ja bei ihr nach. Bemerkenswert ist, daß Spock dabei ohne Kirks Wissen in sein Gedächtnis eindringt, was sich mit der Ethik der Vulkanier eigentlich nicht vereinbaren läßt (siehe "Dagger of the Mind"). Dies zeigt Spocks freundschaftliche Liebe zu Kirk, nämlich, daß er, um seinem Freund zu helfen, sogar seinen eigenen Kodex verletzt.
Der Name des Roboters M-5 hat nichts mit dem gleichnamigen Computer aus "The Ultimate Computer" zu tun. Für M-4 und M-5 verwendete man hauptsächlich einige Teile von Nomad ("The Changeling") und der romulanischen Tarnvorrichtung aus "The Enterprise Incident". Die Außenansicht von Flints Schloß stammt aus "The Cage". Dort stellte das Gebäude die Burg der Kalaren dar.
Für Holberg-917 G wurde ein in der Serie neues Planetenmodell verwendet. Man erkennt auf dem gesehenen Ausschnitt des Planeten rote und violette Flächen. Außerdem sieht man im Hintergrund - das einzige Mal in der Classic-Serie und auch sehr selten in den anderen ST-Serien - einen Mond in weißen und goldenen Farbtönen. Bei Holberg-917 G handelt es sich um einen "kleinen Planeten im Omega-System". Es wird spekuliert, daß es sich um das gleiche System handelt, in dem sich auch der Planet Omega IV aus "The Omega Glory" befindet.
Raynas Nachname "Kapec" kommt von dem tschechischen Autor Karel Kapec, der den Begriff "Roboter" in der Science Fiction einführte. Während im Nachspann "Reena" angegeben wird, sieht man in Flints Labor die Beschriftungen "Rayna".
Für das Panini-Sammelalbum hat man den deutschen Episodentitel verwendet.
In der deutschen Fassung fehlt eine Szene mit Kirk und Rayna auf dem Planeten und das Ende der Schlußszene mit Spocks Geistesverschmelzung.
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