Inhalt:
Während einer Nahrungssuche auf einem Planeten werden Seska und
Chakotay von Kazons angegriffen. Später erhält die Voyager den
Hilferuf eines Kazonschiffes. Obwohl Janeway mißtrauisch ist, entschließt
sie sich, dem Notruf nachzugehen. Man trifft auf ein führerloses Kazonschiff,
auf dessen Brücke sich mehrere tote Kazons befinden. Offenbar hatte
die Besatzung ein technisches Experiment vorgenommen, welches durch einen
tragischen Unfall mißlang. Als der Doktor herausfindet, daß
dieses Experiment mit Hilfe von Föderationstechnologie zustande kam,
wird eines zur Gewißheit. Auf der Voyager befindet sich ein Spion.
Der Verdacht fällt auf Seska und Lt. Carey. Bei einer medizinischen
Untersuchung findet Kes heraus, daß Seska in Wahrheit eine Cardassianerin
ist. Chakotay stellt Seska eine Falle und erwischt sie dabei, wie sie versucht,
den Verdacht auf Carey zu lenken. Während Janeway und Chakotay die
überführte Seska zur Rede stellen, zeigt sie ihr wahres Gesicht
und beamt auf das Kazonschiff, um sich mit dem Feind zu verbünden.
Kritik:
Sieht man in den Episoden von Star Trek - Voyager Muscheln, die
uns auf einem großen Teller serviert werden, dann ist "State
of Flux" eine der Perlen, die man unerwartet in so einer Muschel findet...
(Nun ist es Aufgabe der Autoren, uns immer die "richtigen" Muscheln
zu servieren... Nämlich die mit den Perlen!)
Was zunächst wie eine spannend aufgebaute Krimihandlung im typischen
"Star Trek"-Gewande aussieht und mit den gewohnt fesselnden Dialogen
und glänzenden Darstellerleistungen (unter anderem auch Martha Hackett
als Seska) überzeugt, verwandelt sich gegen Ende in das, was Star
Trek - Voyager ist: Unberechenbares "Star Trek".
Im Gegensatz zu üblichen "Star Trek"-Episoden wußte
man bis zum Ende der Episode nicht, ob Seska oder Corey mit den Kazon gemeinsame
Sache machen. Beide wären in Frage gekommen, betrachtet man das vorschriftswidrige
Verhalten, das beide (!) nur eine Folge vorher an den Tag gelegt hatten.
Das Beeindruckende an dieser Episode ist, daß man Seskas Standpunkt
sehr gut nachvollziehen konnte. Seska ist nicht der 0815-Bösewicht,
dessen Ansichten gar nicht zur Debatte stehen. Seska meint, hier im feindlichen
Deltaquadranten gehe es in erster Linie ums Überleben, egal wie viele
formellen Regeln man dafür brechen müsse! Dadurch werden die
Diskussionen wirklich interessant, weil man nicht mehr sagen kann, wer
recht oder unrecht hat. (Nebenbei: Roddenberry hat in mehreren Interviews
geäußert, daß er keine Bösewichte mag, die nur deswegen
böse sind, weil es im Drehbuch steht, ohne daß man dafür
einen erkennbaren Grund hat. Solche Klischeebösewichte findet man
auch heute noch überraschend oft in diversen TV-Serien und Filmen!
Roddenberry mochte daher auch nie die Klingonen, wie sie in der Classic-Serie
dargestellt wurden. Die Autoren bemühen sich seither, bei fast allen
"Star Trek"-Bösewichtern "den Grund" für
das Handeln zumindest anzudeuten. Die Cardassianer, so wissen wir, litten
unter Krankheiten und Elend und überließen daher die politische
Leitung korrupten Militärführern. Die Vidiianer müssen Organe
jagen, um zu überleben. Die Changelings (dt.: "Wechselbälger"
(!!!) ) wurden vor Urzeiten von den "Solids" gejagt und sind
nun darauf bedacht, den Spieß umzudrehen. Wer selbst unterdrückt,
so die Changelings, gehört zumindest nicht selbst zu den Unterdrückten!
Die Jem'Hadar sind deshalb so gewalttätig, weil sie genetisch so entworfen
wurden und außerdem von einer Droge abhängig sind, welche sie
von den Vorta bekommen. Auch die Motive der Maquis sind nachvollziehbar.
Und die Kazon, so erfahren wir in "Alliances" (zweite Season),
waren noch vor wenigen Jahrzehnten die Sklaven der Trabe, bis die Kazon
revoltierten und sich in verschiedene Sekten zersplitterten.) Weiterhin
fällt an Seska auf, daß bereits in vielen Folgen zuvor etliches
darauf hinwies, daß ihr nicht zu trauen ist, es aber DENNOCH überraschte,
daß Seska die Verräterin ist. Während sich die "Bösewichter"
in anderen Serien oft so auffällig benehmen, daß allenfalls
auf der Stirn die Tätowierung "I am the bad guy" fehlt,
überrascht "Star Trek" hier wieder einmal, indem es WIRKLICH
zwiespältige Figuren einführt, die sich nicht von heute auf morgen
in einen "Bösewicht" verwandeln... (Ähnliches erlebte
man mit "Ensign Ro"; auch Gul Dukat in "Star Trek - Deep
Space Nine" durchlebt eine nachvollziehbare Entwicklung, ohne dabei
von einem Extrem ins andere zu verfallen...) "State of Flux"
ist zudem noch eine Schlüsselepisode für einen wichtigen Handlungsfaden
der zweiten Voyager-Season. Sogar der spektakuläre Cliffhanger der
zweiten Season "Basics Part 1", baut auf "State of Flux"
auf.
Bemerkenswert war Chakotays Frage, warum er so dumm war, nicht zu bemerken,
von lauter Spionen umgeben zu sein! Schön, daß die Autoren daran
gedacht haben und auf diese Weise allen zynischen Nitpickern den Wind aus
den Segeln nahmen.
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