Inhalt:
Unwetter im viktorianischen England. Janeway betritt das Anwesen von
Lord Burleigh. In ihrem Holoprogramm muß sie als Erzieherin die mysteriösen
Vorgänge in dem unheimlichen Haus enträtseln. Leider muß
sie das Programm abbrechen, als man auf der Brücke das beschädigte
Shuttle von Chakotay und Tuvok entdeckt. Beide waren unterwegs, um eine
Handelsmission zu erfüllen. Tuvok hat nur eine Gehirnerschütterung,
während Chakotay gehirntot ist.
Tuvok erzählt, daß er mit dem Shuttle durch einen schwarzen
Sternennebel flog, als sie plötzlich von einem unbekannten Schiff
angegriffen wurden. Die Angreifer zogen dabei die gesamte Energie des Shuttles
ab. Dadurch, so stellt der Doktor fest, wurde offenbar auch die bioneurale
Energie aus Chakotays Gehirn entfernt. Er kann Chakotay allenfalls dann
helfen, wenn er die Waffe kennt. Janeway läßt Kurs auf den Nebel
setzen. Plötzlich ändert Tom Paris den Kurs der Voyager, kann
sich an sein Handeln aber nicht erinnern.
Tuvok meldet, die Ionenspur des fremden Schiffes gefunden zu haben.
Man beschließt, dieser Spur zu folgen. Bevor die Voyager in den Nebel
eindringt, schaltet Torres den Warpantrieb ab. Wie Tom Paris kann sie sich
nicht daran erinnern. Als der Doktor feststellt, daß die Gehirnwellenmuster
der beiden für kurze Zeit von einem fremden Muster überlagert
wurden, erkennt man, daß sich auf der Voyager ein körperloses
Alien befindet, dem es möglich ist, von jedem Besatzungsmitglied Besitz
zu ergreifen.
Tuvok schlägt vor, mit Hilfe eines bestimmten Energieimpulses,
den man durch das gesamte Schiff schicken sollte, das Alien zu vertreiben.
Janeway teilt den Zugriff der Codes zwischen ihr und Tuvok auf, da das
Wesen immer nur von einem Besitz ergreifen kann. Inzwischen findet B'Elanna
heraus, daß das Shuttle von Tuvok und Chakotay nie angegriffen wurde.
Als Janeway befiehlt, vom Nebel wegzufliegen, droht Tuvok plötzlich,
alle umzubringen, wenn sie seinen Befehlen nicht folgeleisten. Es nähern
sich mehrere Energiewesen der Voyager. B'Elanna wird von dem Alien übernommen
und stößt den Warpkern ab, obwohl sie dazu gar nicht die Autorität
hat. Sie hatte Chakotays Code benutzt. Janeway erkennt, daß es zwei
körperlose Aliens gibt, ein fremdes Wesen, das in Tuvok steckt, und
ein weiteres, nämlich Chakotay. Die Wesen, die sich von der bioneuralen
Energie der Besatzung ernähren wollen, kommen näher, als Janeway
den Energieimpuls auslöst und Tuvok überwältigt werden kann.
Die Voyager kann mit Chakotays Hilfe den Nebel verlassen, Chakotay kehrt
mit Hilfe des Doktors in seinen Körper zurück.
Kritik:
Janeways Holonovel um das Lord Burleigh-Anwesen war eine originelle
Hommage an die klassischen Gothic-Grusel-Stories, in denen es meistens
um viktorianische Schlösser und einsame Heldinnen geht, welche ahnungslos
in ein gruseliges Abenteuer stolpern. Die Filme zu diesem Thema sind Legion,
und die Frauen tragen darin immer lange, weite Kleider und die Männer
perfekt sitzende Anzüge. Wie schon Picards "Dixon Hill"-Abenteuer
basiert auch die Holonovel von Janeway nicht auf einem real existierenden
Roman oder Film. Janeways Holonovel beinhaltet jedoch viele Parallelen
zu der Erzählung "The Turn Of the Screw" von Henry James und ähnelt
daher zwangsläufig der bildgewaltigen Verfilmung mit dem Titel "Schloß
des Schreckens" (Org.: The Innocents). (Dieser sehenswerte Film läuft
häufiger in den dritten Programmen. Für alle, die sich interessieren,
es lohnt sich hier, immer genau das Programm zu studieren.)
Janeways Holonovel (welche leider einige humorlose Trekker zum Anlaß
nahmen, sich in ihrem Gouvernanten-Vergleich mit Janeway bestätigt
zu sehen) sollte bereits in der Folge "Learning Curve" (dt.: Erfahrungswerte)
erneut auftauchen und auch in der Episode "Persistence Of Vision" (dt.:
Rätselhafte Visionen) eine große Rolle spielen. Anders als bei
den Dixon Hill-Abenteuern von Captain Picard wird jedoch bei Janeways Holonovel
eine zusammenhängende Story erzählt. Eine Auflösung wird
sie Geschichte aber wohl nicht erfahren. Da die Holoabenteuer von Janeway
beim Publikum nicht ankamen, wurden sie später nicht weiter verfolgt
Aber nicht nur der stimmungsvolle Anfang mit seinen aufwendigen Kulissen
und tollen Kostümen macht die Episode zu einer der besten der ersten
Staffel. Der Rest der Handlung war nicht weniger atmosphärisch und
spannend. Die unheimliche Stimmung ließ die Handschrift von Autor
Brannon Braga erkennen, der für Star Trek inzwischen unzählige
Drehbücher verfaßt hat, die fast alle mit sehr subtilen Horrorelementen
angereichert waren und nicht zu den schlechtesten gehören. Bekannte
Brannon Braga-Episoden sind z.B. die TNG-Folgen "Frame of Mind" (dt.: Phantasie
oder Wahrheit), "Phantasms" (dt.: Traumanalyse), "Sub Rosa" (dt.: Ronin)
oder "Genesis".Bemerkenswert waren noch die spektakulären Kamerafahrten,
in denen das Geschehen aus der Sicht des "Aliens" gezeigt wurde. "Cathexis"
ist daher eine aufwendige und von allen Beteiligten grandios gespielte
Episode, die bis zur letzten Minute zu fesseln vermochte.
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