Inhalt:
Die Voyager trifft auf einen Kometen, der sich seltsam verhält.
Janeway läßt einen Teil des Kometen an Bord beamen. Doch auf
der Transporterplattform materialisiert ein Mann, der auch problemlos das
Schutzschild durchschreitet. Er stellt sich als "Q" vor.
Es kommt zum Treffen zwischen Q und Janeway. Janeway glaubt, sie habe
den Q, der schon öfter die Enterprise besucht hat, vor sich. Q kündigt
an, sein Leben zu beenden, doch als er die Finger kreuzt verschwinden alle
männlichen Crewmitglieder. Q (John de Lancie) taucht auf, holt die
Männer zurück und macht dem anderen Q Vorwürfe. Der neue
Q fordert Asyl. Es kommt zu einem Kampf zwischen den beiden Qs, da der
fremde Q ständig versucht, vor Q zu fliehen und dabei die Voyager
zu sehr gefährlichen Orten zu bringt. Um dem ein Ende zu setzen entschließt
sich Janeway, einer Anhörung zuzustimmen.
Der neue Q bittet Tuvok, ihm bei seinem Antrag beizustehen. Q erklärt,
der neue Q sei zu seinem eigenen Schutz in dem Kometen eingesperrt gewesen.
Q ruft sich selbst als Zeugen auf und erklärt, daß die Handlungen
des neuen Q für das Kontinuum gefährlich sein können. Er
ruft drei weitere Zeugen auf, und im Konferenzraum befinden sich plötzlich
Commander Riker, Sir Isaac Newton und der Hippie Maury Ginsburg. Janeway
erklärt gegenüber Riker, daß sie Captain der Voyager sei
und sein Erinnerung und das der anderen nach diesem Gespräch wieder
gelöscht werde. Es stellt sich heraus, daß der neue Q derjenige
war, der dafür sorgte, daß Newton der Apfel auf den Kopf fiel
und daß Ginsburg rechtzeitig nach Woodstock kam, um dort einen technischen
Fehler beheben zu können. Außerdem rettete Q einem Vorfahren
von Riker im amerikanischen Bürgerkrieg das Leben. Q will damit beweisen,
wie wichtig es ist, daß der neue Q lebt.
Janeway kommt zu dem Ergebnis, daß sie dem neuen Q solange kein
Asyl gewähren kann, solange sie von seinem Leiden, das einen Selbstmord
rechtfertigen würde, nicht überzeugt ist. Später bietet
Q Janeway an, sie zur Erde zu bringen, wenn sie in seinem Sinne entscheiden
würde. Janeway versucht, Q zu überreden, den neuen Q wieder ins
Kontinuum aufzunehmen, doch Q lehnt das ab. Tuvok schlägt vor, das
Kontinuum zu besuchen. Der neue Q will eine Manifestation des Kontinuums
vorführen, die der menschliche Verstand begreifen kann.
Janeway, Tuvok und die beiden Q sind plötzlich in der Wüste
auf einer langen Straße. Der neue Q demonstriert Janeway, daß
er aufgrund seiner Unsterblichkeit schon alles erforscht habe, daß
er alles gesagt habe und schon alles gewesen sei. Seine Unsterblichkeit
sei das Leiden.
Q besucht in der Nacht erneut Janeway und ist nun bereit, ihrem Vorschlag
zu folgen und sie trotzdem nach Hause zu bringen. Doch Janeway schickt
ihn fort. Am nächsten Tag entscheidet sie zu Gunsten des neuen Q,
der sich kurz darauf auch tatsächlich das Leben nimmt. Das Gift dafür
hatte er von Q bekommen.
Kritik:
"Death Wish" ist eine der besten Episoden der zweiten Staffel von "Star
Trek - Voyager". Die Story ist ganz klassisches Star Trek, da wieder einmal
ethische Grundfragen der Menschheit in eine unterhaltsame SF-Geschichte
verpackt wurden. Hier ging es um die Frage, ob und wann die Selbsttötung
moralisch gerechtfertigt ist und ob Unsterblichkeit, egal in welcher Form,
nicht eher ein Fluch als ein Segen ist. Eine Story wie die von "Death Wish"
kann ich mir in keiner anderen Serie vorstellen, sie und die Fragen, die
die Story aufwirft, sind ebenso typisches Star Trek wie die humorvolle
und originelle Umsetzung. Wird man durch Allmächtigkeit zu einem Gott,
oder ist man nur früher oder später zur puren Langweile verdammt?
Ist die ewige Existenz (die ja von vielen Religionen als ideale Form des
Lebens nach dem Tode gelehrt wird) das Paradies oder die Hölle? Stories
und Themen wie die in "Death Wish" sind es, die mich an Star Trek nach
so vielen Jahren noch immer faszinieren.
Verblüffend war, wie eindeutig hier Stellung "pro Selbsttötung"
bezogen wurde, und das, obwohl es gerade in den USA nicht wenige Zuschauer
geben dürfte, für die der Selbstmord, egal aus welchen Gründen,
eine große Sünde darstellt. Janeway kam zu dem eindeutigen Ergebnis,
daß eine Selbsttötung ethisch gerechtfertigt ist, wenn sie dem
Zweck dient, Leiden zu beenden. Weiterhin erfuhren wir, daß die Vulkanier
rituellen Selbstmord praktizieren. Selbstmord scheint also unter gewissen
Umständen "logisch" zu sein. In einer Zeit, in der "political correctness"
großgeschrieben ist und in Serien bei gewagten Themen die Autoren
höllisch aufpassen, nur ja nicht ihren Standpunkt preiszugeben, ist
es erfrischend, wenn wie hier auch mal klarer Wein eingeschenkt wird. Star
Trek war und ist bei brisanten Themen nicht sonderlich zimperlich und bezog
und bezieht immer wieder knallhart Stellung, zum Beispiel gegen Rassismus
(u.a. TOS: "Let That Be Your Last Battlefield", dt.: Bele jagt Lokai),
gegen vernunftfeindliche Religionen (u. a. TNG: "Who Watches the Watcher",
dt.: Der Gott der Mintakaner), für sexuelle Selbstbestimmung (u.a.
TNG: "The Outcast", dt.: Verbotene Liebe), gegen die Todesstrafe (u.a.
ST-Voy: "Meld", dt.: Gewalt) und eben hier Pro Selbsttötung.
Besonders originell erschien mir auch die für den menschlichen
Verstand faßbare Manifestation des Q-Continuums. Hier bewies Star
Trek wieder mal, daß man kein Vermögen in aufwendige Kulissen
und Action stecken muß und trotzdem phantasievoll und ungewöhnlich
sein kann. Die seltsamen Symbole des Kontinuums (eine Vogelscheuche, ein
alter Flipper, Golfbälle, die wie Planeten aussehen, seltsame Uhren
usw.) erzeugten eine Atmosphäre, wie ich sie allenfalls aus dem Serien-Klassiker
"The Twilight Zone" kenne.
Während Q in der DS9-Episode "Q-Less" (dt.: Q - unerwünscht)
zum überflüssigen Pausenclown verkam, kann man hier die frohe
Botschaft vernehmen: Q paßt hervorragend zu "Star Trek - Voyager"!
Die "Chemistry" zwischen Janeway und Q stimmte einfach, was auch daran
liegen kann, daß Kate Mulgrew und John de Lancie bereits seit Jahren
gut befreundet sind. "Death Wish" war nicht die beste Q-Folge aller Zeiten,
sie war aber mit Sicherheit auch nicht die schlechteste. Die Episode bildete
auch einen schönen Kontrast zur letzten Q-Folge aus TNG. In "All Good
Things..." (dt.: Gestern, Heute, Morgen...) urteilte Q wieder einmal über
das Schicksal der Menschheit, hier urteilte ein Mensch über das weitere
Schicksal der Qs.
Natürlich kam in "Death Wish", wie bei Q-Episoden üblich,
der Humor nicht zu kurz. Hier gab es eine ganze Reihe höchst amüsanter
Szenen. Als der neue Q es nicht schafft, die verschwundenen Männer
wieder zurückzuholen, meint er nur schulterzuckend: "I apologize for
the inconvenience!" (dt.: Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten!) Ebenso
sorgte der erste Auftritt des De Lancie-Qs und seine Bemerkung "Is this
a ship of the Valkyries?" (dt.: Ist das ein Walküren-Schiff?) für
Lachkrämpfe. Recht gelungen war auch der Gag, als die Voyager plötzlich
zum Weihnachtsschmuck wurde.
Recht komisch waren natürlich die Macho-Sprüche von Q, wobei
ich Janeways recht aggressive Reaktionen etwas unverständlich fand.
Sie lebt im 24ten Jahrhundert, Frauendiskriminierungen müßten
ihr völlig unbekannt sein. Warum also reagiert sie auf diese Sprüche
so sensibel?
Bemerkenswert in dieser Episode war noch der ausgesprochen kurze Auftritt
von Jonathan Frakes als Riker. Er beweist, daß Jonathan Frakes noch
keine Star-Allüren hat und auch einfach mal zum Spaß eine sehr
winzige Rolle in Star Trek annimmt. Von dieser lockeren und zugleich sehr
professionellen Einstellung könnte sich so mancher TOS-Darsteller
ruhig mal eine Scheibe abschneiden.
Gerrit Graham als lebensmüder Q war einfach großartig, und
den langen Monolog im Kontinuum meisterte er mühelos. Gerrit Graham
spielte in der DS9-Folge "Captive Pursuit" (dt.: Tosk, der Gejagte) den
Tosk-Jäger. Er war sogar mal als Darsteller von Odo im Gespräch.
Zuletzt noch eine kleine Anmerkung: Gibt es neben der Hauptdirektive
auch so eine Art Q-Direktive? Ich frage mich nämlich, warum nie jemand
auf die Idee kam, einen der beiden Qs zu bitten, die Voyager schnell mal
eben zur Erde zurückzubringen. Gut, später hat der De Lancie-Q
versucht, Janeway zu bestechen, aber FRAGEN hätte sie doch schon vorher
können? Und warum hat Janeway Q nicht wenigstens gebeten, zumindest
Commander Riker die Erinnerung an die Voyager zu belassen? Er hätte
den Angehörigen der Voyager-Crew Bericht erstatten können. Oder
hätte das auch gegen irgendeine Sternenflotten-Direktive verstoßen?
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