Voy: 34
"Death Wish" (Todessehnsucht)

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Staffel2
33: "Dreadnought"
35: "Lifesigns"

Szenebild
US-Erstsendung:
19.2.1996

SAT1-Erstsendung:
26.7.1997

Regie:
James L. Conway

Drehbuch:
Michael Piller

Musik:
Jay Chattaway

Kamera:
Marvin V. Rush A.S.C.

Gaststars:

John DeLancie
als Q

Gerrit Graham
als Q

Jonathan Frakes
als Lorrum

Peter Dannis
als Newton

Maury Ginsberg
als er selbst

Inhalt:

Szenenbild Die Voyager trifft auf einen Kometen, der sich seltsam verhält. Janeway läßt einen Teil des Kometen an Bord beamen. Doch auf der Transporterplattform materialisiert ein Mann, der auch problemlos das Schutzschild durchschreitet. Er stellt sich als "Q" vor.

Es kommt zum Treffen zwischen Q und Janeway. Janeway glaubt, sie habe den Q, der schon öfter die Enterprise besucht hat, vor sich. Q kündigt an, sein Leben zu beenden, doch als er die Finger kreuzt verschwinden alle männlichen Crewmitglieder. Q (John de Lancie) taucht auf, holt die Männer zurück und macht dem anderen Q Vorwürfe. Der neue Q fordert Asyl. Es kommt zu einem Kampf zwischen den beiden Qs, da der fremde Q ständig versucht, vor Q zu fliehen und dabei die Voyager zu sehr gefährlichen Orten zu bringt. Um dem ein Ende zu setzen entschließt sich Janeway, einer Anhörung zuzustimmen.

Der neue Q bittet Tuvok, ihm bei seinem Antrag beizustehen. Q erklärt, der neue Q sei zu seinem eigenen Schutz in dem Kometen eingesperrt gewesen. Q ruft sich selbst als Zeugen auf und erklärt, daß die Handlungen des neuen Q für das Kontinuum gefährlich sein können. Er ruft drei weitere Zeugen auf, und im Konferenzraum befinden sich plötzlich Commander Riker, Sir Isaac Newton und der Hippie Maury Ginsburg. Janeway erklärt gegenüber Riker, daß sie Captain der Voyager sei und sein Erinnerung und das der anderen nach diesem Gespräch wieder gelöscht werde. Es stellt sich heraus, daß der neue Q derjenige war, der dafür sorgte, daß Newton der Apfel auf den Kopf fiel und daß Ginsburg rechtzeitig nach Woodstock kam, um dort einen technischen Fehler beheben zu können. Außerdem rettete Q einem Vorfahren von Riker im amerikanischen Bürgerkrieg das Leben. Q will damit beweisen, wie wichtig es ist, daß der neue Q lebt.

Janeway kommt zu dem Ergebnis, daß sie dem neuen Q solange kein Asyl gewähren kann, solange sie von seinem Leiden, das einen Selbstmord rechtfertigen würde, nicht überzeugt ist. Später bietet Q Janeway an, sie zur Erde zu bringen, wenn sie in seinem Sinne entscheiden würde. Janeway versucht, Q zu überreden, den neuen Q wieder ins Kontinuum aufzunehmen, doch Q lehnt das ab. Tuvok schlägt vor, das Kontinuum zu besuchen. Der neue Q will eine Manifestation des Kontinuums vorführen, die der menschliche Verstand begreifen kann.

Janeway, Tuvok und die beiden Q sind plötzlich in der Wüste auf einer langen Straße. Der neue Q demonstriert Janeway, daß er aufgrund seiner Unsterblichkeit schon alles erforscht habe, daß er alles gesagt habe und schon alles gewesen sei. Seine Unsterblichkeit sei das Leiden.

Q besucht in der Nacht erneut Janeway und ist nun bereit, ihrem Vorschlag zu folgen und sie trotzdem nach Hause zu bringen. Doch Janeway schickt ihn fort. Am nächsten Tag entscheidet sie zu Gunsten des neuen Q, der sich kurz darauf auch tatsächlich das Leben nimmt. Das Gift dafür hatte er von Q bekommen.

Kritik:

"Death Wish" ist eine der besten Episoden der zweiten Staffel von "Star Trek - Voyager". Die Story ist ganz klassisches Star Trek, da wieder einmal ethische Grundfragen der Menschheit in eine unterhaltsame SF-Geschichte verpackt wurden. Hier ging es um die Frage, ob und wann die Selbsttötung moralisch gerechtfertigt ist und ob Unsterblichkeit, egal in welcher Form, nicht eher ein Fluch als ein Segen ist. Eine Story wie die von "Death Wish" kann ich mir in keiner anderen Serie vorstellen, sie und die Fragen, die die Story aufwirft, sind ebenso typisches Star Trek wie die humorvolle und originelle Umsetzung. Wird man durch Allmächtigkeit zu einem Gott, oder ist man nur früher oder später zur puren Langweile verdammt? Ist die ewige Existenz (die ja von vielen Religionen als ideale Form des Lebens nach dem Tode gelehrt wird) das Paradies oder die Hölle? Stories und Themen wie die in "Death Wish" sind es, die mich an Star Trek nach so vielen Jahren noch immer faszinieren.

Verblüffend war, wie eindeutig hier Stellung "pro Selbsttötung" bezogen wurde, und das, obwohl es gerade in den USA nicht wenige Zuschauer geben dürfte, für die der Selbstmord, egal aus welchen Gründen, eine große Sünde darstellt. Janeway kam zu dem eindeutigen Ergebnis, daß eine Selbsttötung ethisch gerechtfertigt ist, wenn sie dem Zweck dient, Leiden zu beenden. Weiterhin erfuhren wir, daß die Vulkanier rituellen Selbstmord praktizieren. Selbstmord scheint also unter gewissen Umständen "logisch" zu sein. In einer Zeit, in der "political correctness" großgeschrieben ist und in Serien bei gewagten Themen die Autoren höllisch aufpassen, nur ja nicht ihren Standpunkt preiszugeben, ist es erfrischend, wenn wie hier auch mal klarer Wein eingeschenkt wird. Star Trek war und ist bei brisanten Themen nicht sonderlich zimperlich und bezog und bezieht immer wieder knallhart Stellung, zum Beispiel gegen Rassismus (u.a. TOS: "Let That Be Your Last Battlefield", dt.: Bele jagt Lokai), gegen vernunftfeindliche Religionen (u. a. TNG: "Who Watches the Watcher", dt.: Der Gott der Mintakaner), für sexuelle Selbstbestimmung (u.a. TNG: "The Outcast", dt.: Verbotene Liebe), gegen die Todesstrafe (u.a. ST-Voy: "Meld", dt.: Gewalt) und eben hier Pro Selbsttötung.

Besonders originell erschien mir auch die für den menschlichen Verstand faßbare Manifestation des Q-Continuums. Hier bewies Star Trek wieder mal, daß man kein Vermögen in aufwendige Kulissen und Action stecken muß und trotzdem phantasievoll und ungewöhnlich sein kann. Die seltsamen Symbole des Kontinuums (eine Vogelscheuche, ein alter Flipper, Golfbälle, die wie Planeten aussehen, seltsame Uhren usw.) erzeugten eine Atmosphäre, wie ich sie allenfalls aus dem Serien-Klassiker "The Twilight Zone" kenne.

Während Q in der DS9-Episode "Q-Less" (dt.: Q - unerwünscht) zum überflüssigen Pausenclown verkam, kann man hier die frohe Botschaft vernehmen: Q paßt hervorragend zu "Star Trek - Voyager"! Die "Chemistry" zwischen Janeway und Q stimmte einfach, was auch daran liegen kann, daß Kate Mulgrew und John de Lancie bereits seit Jahren gut befreundet sind. "Death Wish" war nicht die beste Q-Folge aller Zeiten, sie war aber mit Sicherheit auch nicht die schlechteste. Die Episode bildete auch einen schönen Kontrast zur letzten Q-Folge aus TNG. In "All Good Things..." (dt.: Gestern, Heute, Morgen...) urteilte Q wieder einmal über das Schicksal der Menschheit, hier urteilte ein Mensch über das weitere Schicksal der Qs.

Natürlich kam in "Death Wish", wie bei Q-Episoden üblich, der Humor nicht zu kurz. Hier gab es eine ganze Reihe höchst amüsanter Szenen. Als der neue Q es nicht schafft, die verschwundenen Männer wieder zurückzuholen, meint er nur schulterzuckend: "I apologize for the inconvenience!" (dt.: Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten!) Ebenso sorgte der erste Auftritt des De Lancie-Qs und seine Bemerkung "Is this a ship of the Valkyries?" (dt.: Ist das ein Walküren-Schiff?) für Lachkrämpfe. Recht gelungen war auch der Gag, als die Voyager plötzlich zum Weihnachtsschmuck wurde.

Recht komisch waren natürlich die Macho-Sprüche von Q, wobei ich Janeways recht aggressive Reaktionen etwas unverständlich fand. Sie lebt im 24ten Jahrhundert, Frauendiskriminierungen müßten ihr völlig unbekannt sein. Warum also reagiert sie auf diese Sprüche so sensibel?

Bemerkenswert in dieser Episode war noch der ausgesprochen kurze Auftritt von Jonathan Frakes als Riker. Er beweist, daß Jonathan Frakes noch keine Star-Allüren hat und auch einfach mal zum Spaß eine sehr winzige Rolle in Star Trek annimmt. Von dieser lockeren und zugleich sehr professionellen Einstellung könnte sich so mancher TOS-Darsteller ruhig mal eine Scheibe abschneiden.

Gerrit Graham als lebensmüder Q war einfach großartig, und den langen Monolog im Kontinuum meisterte er mühelos. Gerrit Graham spielte in der DS9-Folge "Captive Pursuit" (dt.: Tosk, der Gejagte) den Tosk-Jäger. Er war sogar mal als Darsteller von Odo im Gespräch.

Zuletzt noch eine kleine Anmerkung: Gibt es neben der Hauptdirektive auch so eine Art Q-Direktive? Ich frage mich nämlich, warum nie jemand auf die Idee kam, einen der beiden Qs zu bitten, die Voyager schnell mal eben zur Erde zurückzubringen. Gut, später hat der De Lancie-Q versucht, Janeway zu bestechen, aber FRAGEN hätte sie doch schon vorher können? Und warum hat Janeway Q nicht wenigstens gebeten, zumindest Commander Riker die Erinnerung an die Voyager zu belassen? Er hätte den Angehörigen der Voyager-Crew Bericht erstatten können. Oder hätte das auch gegen irgendeine Sternenflotten-Direktive verstoßen?

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Letztes Update:
25. Februar 1998

©1998 Thomas Höhl.