Inhalt:
Neelix und Tuvok sammeln Pflanzenproben auf einem Planeten. Als sie
hochgebeamt werden, sind sie zu einer Person verschmolzen. Tuvix ist geboren,
und er hat die Eigenschaften von Neelix und Tuvok. Tuvix vermutet, daß
die Pflanzen für das Phänomen verantwortlich sind. Sie reproduzieren
sich durch Symbiogenese, die eine Verschmelzung auf molekularer Ebene verursachen.
Da der Transporter Neelix und Tuvok in ihre Moleküle zerlegt hat,
konnten die Pflanzen den Effekt bei Tuvok und Neelix erzeugen. Kes ist
verwirrt, als Tuvix meint, er liebe sie noch immer. Der Holodoc findet
eine Methode, mit einem radioaktiven Isotop die unterschiedlichen DNS-Stränge
von Neelix und Tuvok zu markieren, damit der Transporter sie trennen kann.
Doch Tuvix möchte nicht sterben. Er bittet Kes, Janeway zu überzeugen,
daß sie ihn leben lassen soll. Doch als Kes mit Janeway spricht,
erkennt sie, daß sie Neelix zurückhaben möchte. Janeway
ordnet die Trennung von Tuvix an, die erfolgreich durchgeführt wird.
Kritik:
Offenbar gilt der Grundsatz: Keine Star Trek-Serie ohne Transporterunfall.
In der Classic-Serie war es "The Enemy Within" (dt.: Kirk:2=?), in TNG
"Rascals" (dt.: Erwachsene Kinder) und "Second Chances" (Riker:2=?), in
DS9 "Our Man Bashir" (dt.: Unser Mann Bashir), und nun "Tuvix" in "Star
Trek - Voyager". Da der Transporter nun mal die hinzunehmende Phantasietechnik
in Star Trek ist, müssen wir wohl auch die Transporterunfälle
akzeptieren. Ob diese nun Sinn machen oder nicht, ist müßig
zu diskutieren.
Ähnlichkeiten bestehen hier auch zur DS9-Episode "Facets" (dt.:
Facetten), in der Odo mit Curzon verschmolz und auch nicht mehr getrennt
werden wollte.
Es gibt aber einige Punkte, die "Tuvix" zu ärgerlichsten Episode
machen, die bislang in "Star Trek - Voyager" zu sehen war. Der geringste
Punkt ist die Neelix/Tuvok-Beziehung. Ob sich die beiden an ihre Erlebnisse
als Tuvix erinnern, wurde nicht gesagt, es wäre aber logisch, da ja
auch Tuvix die Erinnerungen der beiden in sich trug und Neelix und Tuvok
nicht überrascht wirkten, als sie beide nach ihrer Trennung in der
Krankenstation materialisierten. Dann aber hätte sich das Verhältnis
zwischen Tuvok und Neelix irgendwie ändern müssen. Nichts davon
konnte man in späteren Episoden feststellen, und Tuvix wurde nie wieder
erwähnt. Selbst als es später in "The Rise" zur längst überfälligen
Aussprache zwischen Tuvok und Neelix kam, wurde das Tuvix-Erlebnis mit
keiner Silbe angesprochen.
Der ärgerlichste Punkt ist freilich die Tötung von Tuvix.
In "Phage" (dt.: Die Seuche) hatte Janeway noch erklärt, sie könne
dem Vidiianer die gestohlene Lunge von Neelix nicht einfach wieder wegnehmen,
auch wenn das bedeutet, daß Neelix für den Rest seines Lebens
bewegungslos in der Krankenstation verbringen muß. Sie könne,
so meinte sie damals sehr nachvollziehbar, nicht ein Leben opfern um ein
anderes zu retten. Hier wirft sie nun plötzlich all ihre Prinzipien
über Bord, und das, obwohl Tuvix nichts Böses getan hat und sogar
um sein Leben fleht. Niemand hält zu Tuvix, nur der Holodoc weigert
sich, Janeway zu helfen, und er beruft sich auf seine Programmierung.
Was in jeder anderen Serie ein aufregender und spannender Schluß
gewesen wäre, wirkte hier einfach nur unmoralisch und schädigte
die durch ihre sittlichen Grundsätze geprägte Janeway-Figur.
Denn es ist schlicht und ergreifend nicht mehr vertretbar, eine unschuldige
Person zu töten, um zwei andere Leute ins Leben zurückzurufen.
Kenneth Biller kam während des Schreibens die Idee, daß Tuvix
sich vielleicht gar nicht opfern will. Die Idee ist nicht schlecht, dummerweise
hat sich Biller dadurch in eine Sackgasse geschrieben. Zugegeben: Es ist
zu loben, daß sich Biller nicht einfach aus dem Dilemma herausgemogelt
hat. Das hätte er leicht tun können, indem sich am Ende herausstellte,
daß Tuvix gar keine andere Wahl hat. (Er hätte zum Beispiel
feststellen lassen können, daß Tuvix sich durch irgendein [Tech]-Phänomen
in seine Bestandteile auflöst, wenn er nicht wieder getrennt wird.)
Aber wenn es keine vernünftige Lösung für eine Sackgasse
gibt, dann muß man die Idee halt wieder fallen lassen.
Das Ende der Episode war großartig gespielt und gefilmt, mit einem
stimmungsvollen Soundtrack von Jay Chattaway und einer sensiblen und durchdachten
Kameraführung. In jeder anderen Serie wäre "Tuvix" sicher eine
der Top-Episoden, aber da Star Trek nun mal (auch wenn manche sich damit
nicht abfinden wollen) eine positive Zukunftsvision ist und uns Hauptfiguren
zeigt, die sich durch ihre ethischen Prinzipien und weiterentwickelten
Moralempfindungen auszeichnen, paßt diese Episode einfach nicht ins
Star Trek-Universum. Großen Schaden erlitt dabei die Janeway-Figur,
die durch die Tuvix-Episode einiges an Glaubwürdigkeit verlor. Und
da das Tuvok/Neelix-Verhältnis nach dieser Episode immer noch das
gleiche zu sein schien, war die Folge letztlich auch völlig überflüssig.
|