Inhalt:
Eine Gruppe von Ferengi entert die Enterprise. Als Köder hatten sie ein archäologisches Artefakt ausgelegt, das auf der Enterprise ein Betäubungsgas verströmte, woraufhin die ganze Crew das Bewusstsein verlor. Alle bis auf Trip, der sich gerade in einer Dekontaminationskammer befand. Als Trip die Kammer verlässt, erkennt er, dass die Enterprise unter fremder Gewalt ist. Also hält er sich versteckt.
Die Ferengi wollen die Enterprise ausplündern. Sie wecken Archer mit einem Hypospray und wollen, dass er ihnen verrät, wo die Wertsachen auf dem Schiff sind. Um Zeit zu gewinnen, redet Archer ihnen ein, auf der Enterprise würde sich ein großer Schatz befinden, er würde aber ohne eine ordentliche Gewinnbeteiligung nichts verraten. Der Ferengianführer Ulis sucht mit zwei Kollegen die Enterprise ab, während sein Cousin Krem den Captain bewachen soll.
Archer nutzt die Zeit, um Krem gegen seinen boshaften Cousin aufzuhetzen. Trip findet das Hypospray, mit dem der Ferengi den Captain geweckt hatte. Er nutzt es, um T'Pol wiederzubeleben, dann ist es leer. Als die beiden sich trennen wird Trip von einem Ferengi entdeckt und gefangengenommen. Der Ferengi führt Trip zum Captain, wo beide einen heftigen Streit vorgaukeln. Sie tun so, als seien sie ebenso gierig wie die Ferengi und würden sich um das versteckte Gold streiten. Trip trifft mit dem Ferengi Ulis die Vereinbarung, ihn zu den Wertsachen zu bringen. Archer bleibt mit Krem zurück. Auf der Brücke des Ferengischiffes trifft er auf T'Pol, die Krem anfleht, sie aus der Hand der Gefangenschaft durch die Menschen zu befreien. Dann setzt sie ihn mit einem vulkanischen Nackengriff außer Gefecht.
Trip hat die Ferengi zu dem Resequenzierer der Biomaterie gebracht, der verschlossen ist. Als sie in die Kammer stürmen, werden sie von T'Pol überrascht. Sie schießt alle mit ihrer Phase-Pistole bewusstlos. Die Ferengi sind überwältigt und müssen das Diebesgut wieder zurückbringen.
Kommentar:
"Aquisition" begeistert mit einem grandiosen Auftakt. In einer Szene ohne Sprache bzw. mit unverständlichen Ferengi-Lauten wird gezeigt, wie einige Ferengi die Enterprise entern. Bis dahin ist noch unklar, weshalb die Crew das Bewusstsein verloren hat, und unklar ist auch, was die Ferengi vorhaben. Immerhin, wir hatten in den letzten vierzehn Jahren genug Zeit, sie näher kennen zu lernen, daher wissen wir, dass sie sicherlich nichts Gutes im Schilde führen.
Dieser Auftakt ist stimmungsvoll, mit einer grandiosen Musik unterlegt und mit vielen kleinen Gags versehen, zum Beispiel, als einer der Ferengi sich über die kleinen Ohren der Menschen lustig zu machen scheint. Es gab schon öfter in "Star Trek" Versuche, eine längere Szene ohne Sprache umzusetzen, selten war sie so überzeugend wie hier.
Wie fatal, ärgerlich, entsetzlich und wirklich traurig, dass es gleich danach mit der Episode so rauschend bergab geht. Kaum dass Trip sich befreien kann und kaum dass die Figuren miteinander reden, verliert die Episode radikal an Witz und Spannung, und sie schleppt sich bis zum Ende dahin. Der Verlust der Spannung resultiert aus der Lage von Archer, der dank des heimlich agierenden Trip und der später reaktivierten T'Pol den Ferengi immer einen Schritt voraus zu sein scheint. So spitzt sich die Situation nie richtig zu, im Gegenteil, man fragt sich, warum es so lange dauert, bis die Figuren die vier Ferengi-Tölpel überwältigen. Sie tun das dann endlich im fünften Akt, ohne dass klar ist, warum sie es nicht schon früher erledigten.
Ungelöste Fragen, das ist das Stichwort der Episode. Es sind keine Fragen, die die Story nicht beantwortet, keineswegs, die schlichte Story erreicht nie die Komplexität, um überhaupt unbeantwortete Fragen aufzuwerfen. Es sind kreative, künstlerische Entscheidungen, die es zu hinterfragen gilt. Da wären zunächst einmal die Ferengi. Warum hat man sie bereits jetzt, zu einem so frühen Zeitpunkt, reaktiviert, nachdem sie die letzten vierzehn Jahre bis zum Überdruss ausgereizt worden waren? Die Geschichte ist so dünn und pointenarm, dass die Story unmöglich der Anlass gewesen sein kann. Vor einigen Jahren pflegten die Fans die Macher immer zu fragen: Wann kommt wieder einmal Q? Wann gibt es ein Wiedersehen mit Lwaxana? Wo bleibt Thomas Riker? Die Antwort war immer die gleiche: Wenn uns eine gute Story dazu einfällt. Oft mussten die Fans dann jahrelang warten. Gute Ideen scheinen aber inzwischen nicht mehr die Voraussetzung zu sein, um das erneute Auftauchen bekannter Rassen und Figuren zu rechtfertigen.
Die Ankündigung der Ferengi sorgte unter den Fans lange vor der Ausstrahlung der Episode für Aufregung. Allseits wurden Widersprüche zur Star-Trek-Geschichte befürchtet, immerhin bekamen Picard und seine Crew erstmals im 24ten Jahrhundert einen Ferengi zu Gesicht. Inzwischen kann man hier Entwarnung geben: Die Ferengi stellen sich namentlich nicht vor und wurden nur von wenigen Mitgliedern der Enterprisecrew gesehen. Das erklärt, weshalb Picard in der ersten Staffel der "Next Generation" nicht wissen kann, wie ein Ferengi aussieht. Nur sollte das große Aufatmen nicht von der nach wie vor unbeantworteten Frage ablenken, wozu man die Ferengi überhaupt in eine Serie einführt, wenn sie dort doch ohnehin nichts verloren haben! Die Episode ist nicht witzig, nicht zündend, nicht originell. Im Gegenteil, sie ist eine mäßig unterhaltsame Ferengi-Episode im unteren Bereich, schlechter als die meisten Ferengi-Folgen aus der "Next Generation" oder "Deep Space Nine". Für die geniale Eingangssequenz hätte man diese Spezies nicht gebraucht, und sie ist das einzig Herausragende an "Aquisition". Es war ganz nett, die Ferengi des 22ten Jahrhunderts etwas wilder zu erleben, und auch ein Wiedersehen mit der Ferengipeitsche aus der ersten "Next Generation"-Staffel entlockt ein Lächeln, aber das rechtfertigt längst nicht eine komplette Episode mit zu 90 Prozent vorhersehbarer Handlung.
Nächste Frage: Warum hat man für zwei der vier Ferengis ausgerechnet Jeffrey Combs und Ethan Phillips verpflichtet, beides Darsteller, die im Star-Trek-Universum bereits Ferengi sowie andere Figuren gespielt haben? Es wird allmählich witzlos, immer wieder die gleichen Darsteller in unterschiedlicher Maske zu sehen. So wird "Enterprise" kaum den Eindruck hinterlassen, das "Star Trek"-Franchise zu neuen Ufern zu führen. (In Ordnung, es könnten Vorfahren der Bekannten Ferengi sein, dennoch ist es fragwürdig, derart bekannte Darsteller aus dem Trek-Universum zu verwenden.)
Bleibt am Ende Trip: Er darf in der ganzen Episode in der Unterwäsche herumlaufen. Das wurde zuvor sogar von Brannon Braga angekündigt. Die dritte Frage lautet daher; was versprechen sich die Macher bloß davon? Wenn es überhaupt witzig war, dann vielleicht in den ersten drei Minuten. Die Autoren wälzten diesen "Gag" aber volle 40 Minuten aus! Nun wird man mir entgegenhalten, dass es genau das zuvor in den "Star Trek"-Serien eben nicht gab. Dem kann ich nicht widersprechen, möchte hier aber ebenso spitzfindig erwidern: Vielleicht hatte das ja auch seinen guten Grund!
Das düstere Fazit bleibt: Wenn es für diese Folge irgendeinen Grund oder eine Rechtfertigung gibt, so hat sie sich mir noch nicht erschlossen! Bleibt nur zu wünschen, dass "Aquisition" die hoffentlich letzte Ferengi-Folge für eine lange Zeit bleiben wird!
Bemerkenswertes:
Viele alte Bekannte waren hier unter den Gaststars. Jeffrey Combs spielte zuvor den Ferengi Brunt, aber auch Tiron, sechs Weyouns und Detective Mulkahey (alles in DS9) und Penk in der Voyager-Folge "Tsunkatse". Sogar in "Enterprise" hat er bereits eine wiederkehrende Rolle als Andorianer Shran. Jetzt durfte er wieder die Ferengi-Maske aufsetzen.
Ethan Phillips spielte Neelix in "Star Trek: Voyager", er war aber auch der Ferengi Dr. Farek in der "Next Generation"-Folge "Ménage à Troi" (dt.: Die Damen Troi). Einen kurzen Auftritt als menschlicher Kellner hatte er im Kinofilm "Star Trek: First Contact". In "Star Trek: Voyager" verkleidete sich Neelix einmal als Ferengi (in "False Profits" (dt.: Das Wurmloch)), so dass dies bereits sein vierter Auftritt als Ferengi ist.
Clint Howard spielte in der Classic-Episode "The Corbomite Maneuver" (dt.: Pokerspiele) das kleine Kind Balok, in der DS9-Folge "Past Tense, Part II" (dt.: Gefangen in der Vergangenheit) war er Grady.
Details:
Hier haben die Ferengi erst 173 Handelsgesetze, nicht 285.
Neue Handelsregeln:
Regel 6: "Never allow family to stand in the way of profit." (Erlaube nie, dass die Familie dem Profit im Weg steht. Die Regel wurde bereits in der DS9-Folge "The Nagus" (dt.: Die Nachfolge) erwähnt.)
Regel 23: "Nothing is more important than your health... except your money." (dt.: Nichts ist wichtiger als deine Gesundheit... abgesehen von deinem Geld.)
Regel 45: "Expand or die." (Expandiere oder stirb. Diese Regel wird später zur Nummer 95.)
Regel ?: "A man is only worth the sum of his possessions." (dt.: Ein Mann ist nur so viel Wert wie die Summe seines Besitzes.)
Zitat:
"Just because a guy's in his underwear, you assume the worst."
(Trip zu T'Pol)
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